Urlaub im Krankenhaus 2

Willkommen zurück! Wie versprochen geht es heute um die letzten Tage im Krankenhaus, um meinen Bettnachbar aus dieser Zeit und um eine wahre Freundschaft.

Die paar Tage vor meiner Entlassung waren von einer gewissen Langeweile geprägt. Es war nicht diese Art von Langeweile die einen ermüdet und quält nein, es war eher eine erholsame, eine gute und möchte ich fast sagen eine befreiende Langeweile nach den Aufregungen der letzten anderthalb Wochen. Die Tage nahmen den Rhythmus der Mahlzeiten, regelmäßiges Teekochen, noch etwas seltene Spaziergänge im Gebäude und tägliches Duschen waren einziger Zeitvertreib dazwischen. Spazieren gehen hat sich deshalb auf das Gebäude beschränkt weil ich noch, scheinbar unzertrennlich mit meinem Begleiter




verbunden war. Erst am vorletzten Tag sollte ich dann in die vollkommene Bewegungsfreiheit entlassen werden: endlich entfernte man da die restlichen noch vorhandenen "Anschlüsse" von und aus meinem Körper. Erst dadurch bot sich die Gelegenheit die Umgebung des Klinikums zu erkunden, die schon spätsommerlich wärmende Sonne zu genießen und ein-zwei von noch nicht ganz reifen Äpfeln von der nahen Obstwiese zu kosten.

So unangekündigt wie angenehm überraschend bekam ich am vorletzten Tag einen Bett- und Zimmernachbar, Roman aus Allgäu. Da man aufhörte mich mit Antibiotika zu Behandeln, traute man sich wohl endlich wieder Menschen im gleichen Zimmer mit mir übernachten zu lassen *lach*. Wir hatten gleich einen guten Draht zueinander und fanden auch einige Gemeinsamkeiten: unsere familiäre Situation, wir mögen gutes Essen und guten Wein sowie - was mit den letzteren beiden zu tun hat – wir sind ausgesprochene Frankophile. Leider leidet er an einer Krankheit die sein Verdauungstrakt angreift. Diese kommt in Schüben und während dieser kann er keine Nahrung zu sich nehmen, sondern muß künstlich ernährt werden und nimmt innerhalb kurzer Zeit erheblich ab. Zu allem Unglück ist Roman auch noch von Beruf Gemüsebauer, ist also an der Quelle frischer und gesunder Nahrung von der er weiß wie sie aufgewachsen ist! Wir redeten an diesem Abend bis ziemlich spät, versuchten aber das Thema Krankheit und alles damit Zusammenhängende so gut es ging auszulassen. Da er leidenschaftlicher Motorradfahrer ist und schon einmal in Kroatien war - allerdings im Norden lud ich ihn ein, uns nächsten Sommer gemeinsam mit seiner Freundin zu besuchen. Am nächsten Morgen konnte er schon nicht mehr frühstücken. Wir tauschten noch die Adressen und Telefonnummern aus und während ich unter der obligatorischen Dusche war, wurde er abgeholt. An diesem Morgen bekam er einen Venenkatheter "eingebaut" damit man ihn über die Infusion ernähren konnte. An dieser Stelle: alles Gute Roman! Gute Besserung und ich hoffe Du wirst nächstes Jahr fit damit wir uns mit gegrilltem Fisch vollschlagen können!

Am Vortag sind Rie, Alf und Tomo wieder aus Kroatien zurückgekommen und wir verabredeten uns an diesem Vormittag, daß sie mich abholen kommen nachdem ich auch offiziell entlassen wurde. Ich bekam von meinem behandelnden Arzt die Entlassungspapiere, noch einige Empfehlungen mit auf den Weg und wir verabschiedeten uns. Kurz danach kamen auch schon meine Freunde und wir fuhren los, den schönsten fünf Tagen meines Urlaubs am Lande entgegen. Gleich nach unserer Ankunft in ihrem Zuhause bekam ich die Anweisung sich nicht nur wie zu Hause zu fühlen sondern auch so frei zu benehmen. Rie hat Mineralwasser mit Kohlensäure kalt gestellt, unseren Lieblingssirup - aus Zeiten als wir noch Nachbarn in Karlsruhe waren, gekauft und auch Eiswürfel gemacht. Der (erneute) Empfang hätte aus meiner Sicht nicht besser vorbereitet sein können! Am Samstag nach dem wir geimeinsam ausgiebig gefrüchstückt haben, machten Rie und Ich uns auf den Weg zum Einkauf. Etwas was mir im Krankenhaus zu schaffen machte, obwohl das Essen sehr gut ist, war die teilweise spartanische Menge, besonders beim Frühstück der für mich die wichtigste Mahlzeit des Tages ist. Es waren noch ein paar Sachen, hauptsächlich Lebensmittel aber auch Blumen für Helga (Nachbarin die an diesem Sonntag runden Geburtstag feierte) zu holen, vor allem aber der Fisch für das große Sushi-Essen das für den Abend geplant war...



Die Japaner aus der Umgebung von Böblingen kennen sich alle und treffen sich regelmäßig in familiärer Atmosphäre. Sie legten vor gewisser Zeit Geld zusammen und kauften eine Tiefkühltruhe die bei Sakiko, einer der befreundeten Japanerinnen aus Böblingen im Keller steht. Sie haben nämlich einen Lieferanten gefunden der ihnen alle zwei-drei Wochen die speziellen Lachsfiletstücke, Meeresfrüchte und ähnliche feine Sachen, tiefgekühlt und aus Japan importiert anliefert und Bestellungen entgegen nimmt. Wir statteten ihr auf dem Rückweg vom Einkauf einen Besuch ab. Vielleicht würde sich einer der noch keinen Kontakt mit den hier länger lebenden Japanern hatte, sie als zurückhaltende und schüchtern wirkende Menschen vorstellen. Solche gibt es sicherlich auch, doch habe ich bisher Glück ausschließlich solche zu kennen die von unserer europäischen Lässigkeit und Herzlichkeit im Umgang miteinander längst „verdorben“ sind. Ich fühlte mich auch diesmal sofort wie in eine Familie aufgenommen worden zu sein.

Schön, jetzt habe ich schon wieder ausgeholt mit der G’schicht. Schluß für heute! Nächstes Mal Genaueres und Detailliertes über die schönen Tage mit Rie, Alf und Tomo. Bis dann!

Primjedbe